Erste Hilfe für die Katze

Sechs Grundregeln für den Erste-Hilfe-Notfall:

Jeder Notfall ist anders. Trotzdem gibt es sechs Grundregeln, die immer wichtig sind.

  1. Nerven behalten und Ruhe ausstrahlen
    Nur so kannst du richtig entscheiden und handeln. Bedenke immer, dass sich deine Ruhe auch auf deine Katze überträgt.
  2. Tierarzt anrufen / Notdienstnummer 09001-242400 * wählen
    Lerne die Nummer auswendig oder halte sie immer griffbereit – nicht nur am häuslichen Telefonapparat, Mobilgerät, auch im Erste-Hilfe-Koffer deines Autos. Die Webseite des deutschen Tiernotdienstes kannst du als App auf deinem Handy installieren.
  3. Tierarzt informieren
    Kündige den Notfall bei deinem Tierarzt an (im Notdienst immer telefonisch anmelden), damit dieser bis zu deinem Eintreffen eventuell nötige Vorbereitungen treffen kann und du im Notdienst nicht vor verschlossenen Türen stehst. Der Tierarzt wird gegebenenfalls auch individuelle Hinweise zum Transport geben.
  4. Weitere Schäden vermeiden
    Zu deiner eigenen Sicherheit solltest du dich deiner Katze nur langsam nähern. Verletzte Tiere reagieren nämlich häufig aggressiv. Außerdem verschlimmert Stress ihren Zustand. Sei also behutsam. Konzentriere dich auf die medizinische Erstversorgung und bring deine Katze danach schnellstmöglich zum Tierarzt.
  5. Vitalfunktionen prüfen / stabilisieren
    Beobachte zunächst aus der Distanz die Atembewegungen deiner Katze. Prüfe anschließend, ob sie auf Ansprache reagiert. Ist sie bewusstlos, solltest du ihren Puls und Kreislauf checken.
  6. Lebensbedrohliche Verletzungen erkennen und versorgen
    Verletzungen an Hals, Brust, Bauch sowie den Beinen können deiner Katze besonders gefährlich werden. Wunden an diesen Stellen solltest du daher als erstes versorgen.

Atemnot

Leidet deine Katze unter Atemnot, zählt jede Sekunde. Denn die mangelnde Sauerstoffversorgung kann für sie schnell lebensbedrohlich werden. Anzeichen für eine Atemnot bei Katzen sind:

  • schnelles und angestrengtes Atmen
  • Atmen mit offenem Maul (Hecheln)
  • bläuliche Zunge (bei hochgradiger Atemnot)

Erste Hilfe bei Atemnot
Hast du den Eindruck, dass deine Katze Atembeschwerden hat, solltest du mit ihr an die frische Luft oder in einen möglichst kühlen Raum gehen. Dort schaust du zunächst, ob deine Samtpfote einen Fremdkörper verschluckt hat. Öffne ihr Maul mit einem Gegenstand und schieb diesen zwischen ihre Backenzähne. Zieh die Zunge deiner Katze leicht nach vorne und kontrolliere den Rachenbereich. Hast du den Übeltäter entdeckt, solltest du mit einer Pinzette danach greifen und ihn herausziehen. Funktioniert dies nicht, nimm deine Katze (so hart es auch klingen mag) an den Hinterbeinen hoch und versuch, den Fremdkörper aus ihr herauszuschütteln. Nützt auch das nichts, solltest du schnellstmöglich zum Tierarzt.

Nicht immer ist ein Fremdkörper die Ursache. Auch eine Lungen- oder Herzerkrankung kann zu Atemnot bei Katzen führen. In solch einem Fall kannst du selbst leider nicht viel ausrichten. Wichtig ist, dass du deine Katze schnellstmöglich zum Tierarzt bzw. in eine Tierklinik bringst.

Äußere Verletzung

Äußere Verletzungen sind vor allem bei Freigängern keine Seltenheit. Kleinere Blessuren heilen in der Regel schnell ab. Bei einigen Wunden solltest Du jedoch unterstützend eingreifen. Besonders wichtig ist, dass Du die verletzte Stelle säuberst und falls nötig die Blutung stillst.

Erstversorgung von offenen Wunden
Bei größeren Verletzungen hat die Blutstillung oberste Priorität. Übe also mit einem Taschentuch oder einer sterilen Kompresse vorsichtig Druck aus. Am besten kneifst Du die Wundränder zwischen zusammen. Lässt die Blutung nicht nach, kann ein Kühlkissen helfen. Denk jedoch daran, es zunächst in ein Handtuch zu wickeln. Bleibt auch das erfolglos, solltest Du Deiner Katze einen Druckverband oder eine Staubinde anlegen und direkt zum Tierarzt fahren.

Staubinde anlegen
Bei blutenden Wunden am Schwanz oder anderen Gliedmaßen hilft nur die Staubinde. Diese legst Du an geeigneter Stelle an und ziehst die Binde mit einem Knoten so lange fest, bis die Blutung unter Kontrolle ist. Den Knoten sicherst Du mit einer Schleife. Hast Du keine Staubinde zur Hand, kannst Du auch mit folgenden Dingen die Blutung abbinden:

  • dickes Gummiband
  • Hosenträger
  • Nylonstrumpf oder Strumpfhose
  • Schnürsenkel

Länger als 15 Minuten darfst Du das Körperteil allerdings nicht abbinden. Notfalls musst Du die Binde also kurz lösen und anschließend erneut anlegen.

Gut zu wissen: Über blutende Wunden solltest Du niemals reiben oder tupfen, das könnte die Blutung verstärken. Reinige die Wunde nicht zu früh, ansonsten beginnt sie wieder zu bluten.

Wundreinigung
Kleinere Wunden solltest Du mit einem milden Desinfektionsmittel und lauwarmem Wasser reinigen. Schütz die Verletzung anschließend mit einem Verband vor einer erneuten Verschmutzung und mach Dich auf den Weg zum Tierarzt. Vor allem Bisswunden sollten aufgrund einer hohen Infektionsgefahr von einem Veterinär behandelt werden.

Generell gilt: Unterschätz kleine Wunden nicht. Sie können sich entzünden und schlimme Folgen mit sich bringen - vor allem, wenn sie längere Zeit unentdeckt bleiben. Untersuch Deine Katze daher regelmäßig auf mögliche Wunden und achte auf Symptome wie Trägheit, blutige Spuren im Fell oder eine erhöhte Berührungsempfindlichkeit.

Vergiftung

Am häufigsten vergiften sich Katzen an Pflanzen, Lebensmitteln, Kräutern und Medikamenten. Eine Vergiftung bei Katzen erkennst Du an folgenden Symptomen:

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Benommenheit
  • Koordinationsstörungen
  • Zittern
  • Lähmungen
  • Atemnot
  • Rötungen

Erste Hilfe bei Vergiftungen
Bei Vergiftungen jeglicher Art gilt: ab zum Tierarzt. Und zwar schnellstmöglich! Ruf deinen Tierarzt zuvor an und schildere deine Beobachtungen. Im Idealfall weißt du, womit sich deine Katze vergiftet hat. Der Veterinär kann dir dann weitere Anweisungen geben.

Nimm vorhandene Reste zum Tierarzt mit. Dies gilt auch dann, wenn die Katze nur mit der Haut oder über die Atemwege Giftkontakt hatte.

Wichtig ist auch, dass Du einen weiteren Kontakt mit dem Gift verhinderst. Befindet sich die giftige Substanz im Fell oder Auge, solltest Du versuchen, deine Samtpfote vorsichtig mit lauwarmem Wasser zu waschen.

Verbrennung

Heiße Herdplatten, Bügeleisen und Kerzen können bei Katzen starke Verbrennungen hervorrufen. Um Unfälle zu vermeiden, solltest du deine Katze nie in deren Nähe unbeaufsichtigt lassen.

Erste Hilfe bei Verbrennungen
Die Art der Erstversorgung richtet sich nach dem Verbrennungsgrad. Verbrennungen 1. und 2. Grades (oberflächliche Hautschädigung, erkennbar an Rötungen und teilweise Blasen) sollten umgehend gekühlt werden. Setz deine Katze in die Dusche bzw. ins Waschbecken oder stell die betroffene Extremität in einen Eimer mit kaltem Wasser und Eiswürfeln. Einen Eisbeutel kannst du natürlich ebenfalls verwenden. Zwischendurch solltest du die Kühlung jedoch unterbrechen.

Sobald du die verbrannte Stelle ausreichend gekühlt hast, tupf diese mit einem weichen Handtuch vorsichtig trocken. Haben sich Brandblasen gebildet, darfst du diese auf keinen Fall selbst öffnen. Bandagier die Wunde stattdessen und fahr zum Tierarzt.

Eine Verbrennung 3. Grades (erkennbar an einem abgeblassten, bis in die tieferen Hautschichten abgestorbenen Wundgrund) solltest Du umgehend verbinden. Anschließend kühlst du die Wunde und fährst direkt zum Tierarzt. Achte auf Schocksymptome, die durch die starken Schmerzen und den Flüssigkeitsverlust ausgelöst werden können.
 

Hitzschlag

Katzen sind echte Sonnenanbeter. Zu viel Sonneneinstrahlung ist jedoch nicht gut. Ist deine Samtpfote der Hitze dauerhaft ausgesetzt, reagiert sie im schlimmsten Fall mit einem Hitzschlag. Einen Hitzschlag erkennst du für gewöhnlich an folgenden Symptomen:

  • Hecheln
  • Verwirrung
  • Koordinationsstörungen
  • tiefrote Schleimhäute
  • Erste Hilfe bei Hitzschlag

Erste Hilfe bei Hitzschlag
Bemerkst du, dass deine Katze überhitzt ist, solltest du sie langsam abkühlen. Trag deine Samtpfote aus der Sonne zu einem schattigen Plätzchen. Biete ihr Wasser an und feuchte ihr Fell mit einem nassen Handtuch leicht an. Massier ihr nebenbei die Gliedmaßen und beuge so einem Kreislaufschock vor. Bessert sich der Zustand deiner Katze nicht, solltest du den nächsten Tierarzt ansteuern.

Augenverletzung

Lid-Fehlstellungen, Beeinträchtigungen des Tränenapparats und Erblindung: Eine Verletzung am Auge - mag sie auch noch so harmlos wirken - solltest du unbedingt ernstnehmen. Nur ein Tierarzt kann die Schwere einer Verletzung wirklich einschätzen.

Erste Hilfe bei Augenverletzungen
Während des Transportes darf sich deine Samtpfote nicht am Auge reiben. Leg ihr daher einen Verband an. Bei einer starken Verletzung solltest du ihr vor dem Bandagieren einen feuchten Gazetupfer auf das Auge legen.

Hat sich der Augapfel aus der Augenhöhle gelöst und tritt hervor, zählt jede Sekunde. Das Auge muss zurück in seine Höhle. Versuch daher, die Augenlider vorsichtig über das Auge zu ziehen und den Augapfel langsam zurückzudrängen. Anschließend solltest du dich sofort auf den Weg zum Tierarzt machen. Kannst du den Augapfel nicht zurück in seine Höhle drücken, musst du das Auge während des Transportes unbedingt feucht halten.

Ist das Auge deiner Katze mit einer ätzenden Flüssigkeit in Berührung gekommen, musst du dies sofort mit lauwarmem Wasser ausspülen. Danach geht es direkt zum Tierarzt. Befindet sich ein Fremdkörper im Katzenauge, ist ebenfalls schnelles Handeln gefragt. Lose Fremdkörper kannst du vor dem Tierarztbesuch versuchen auszuspülen. Hat sich jedoch etwas in dem Auge deiner Samtpfote verkeilt oder in den Augapfel bzw. in die Hornhaut gebohrt, solltest du schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen.

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